Upcycling in der Schule

So viel bringt eine Schüler-Reparaturwerkstatt

In Deutschlands erster Schüler-Reparaturwerkstatt reparieren Schüler technische Geräte. Durch das Programm lassen sich Ressourcen sparen und Kompetenzen trainieren – und sogar Kunden profitieren davon Praktisches Lernen mit echten Aufträgen: Seit 2016 gibt es an der Rudolf-Steiner-Schule München-Schwabing Deutschlands erste Schüler-Reparaturwerkstatt. Ins Leben gerufen wurde sie vom Mathematik- und Physiklehrer Walter Kraus, der selber leidenschaftlich gerne repariert. Schüler, Eltern und Lehrer können dort defekte Geräte abgeben, welche dann kostenlos von den Schülern repariert werden. Nur Ersatzteile müssen gegebenenfalls bezahlen werden.  Die Schüler arbeiten in Teams und schauen sich das defekte Teil zuerst einmal genau an. Dabei setzen sie ihre Sinne ein (Ansehen, Hören, Riechen, Ertasten) und versuchen so herauszufinden, was kaputt ist. Außerdem nutzen sie vorhandenes Vorwissen und recherchieren im Internet. Sollten sie auch dann nicht weiterkommen, können sie sich an ehrenamtliche Reparaturanleiter wenden. Auch für die Kommunikation mit den Kunden sind die Schüler selber verantwortlich.  Was die Schüler davon mitnehmen Die Reparaturwerkstatt leistet dadurch nicht nur einen wichtigen Beitrag zum Umwelt- und Ressourcenbewusstsein, sondern wirkt sich auch positiv auf die Entwicklung der Schülerinnen und Schüler …

Projekt „Du bist Demokratie!“

Eine Grundausbildung für mündige Bürger

Protestparteien, Wutbürgertum, sinkende Wahlbeteiligung – die vergleichsweise junge gesamtdeutsche Demokratie scheint sich derzeit in einer handfesten Krise zu befinden. Die allgemeine Politikverdrossenheit wird hier oft als Erklärung angeführt, einen Lösungsansatz schlagen hingegen die Wenigsten vor. Die Bürgerstiftung Wiesloch will junge Menschen mit Politik zum Anfassen zu begeisterten Demokraten machen Laut der Shell Jugendstudie 2015 bezeichnet sich nicht einmal jeder zweite deutsche Jugendliche im Alter von 12 bis 25 Jahren als politisch interessiert. Für die Demokratie ist das kein gutes Zeichen, denn eine engagierte Zivilgesellschaft ist die Existenzgrundlage dieser kompliziertesten aller Herrschaftsformen. In der Kleinstadt Wiesloch in Baden-Württemberg hat sich eine Bürgerstiftung deshalb vorgenommen, die dortige Jugend für politische Themen und Prozesse zu begeistern. Das Projekt „Du bist Demokratie!“ geht dabei weit über den Rahmen der Lehrbücher und Schaubilder im Fach Gemeinschaftskunde hinaus: In Arbeitsgemeinschaften sollen die Jugendlichen politische Prozesse verstehen und Zusammenhänge erkennen sowie in Plan- und Rollenspielen selbst ein Gemeinwesen organisieren. Politik unter Palmen Ausgangspunkt der Arbeitsgemeinschaften ist das Planspiel „Politik unter Palmen“. Die Schülergruppe strandet dabei gemeinsam auf einer einsamen Insel und steht …

Schülerwettbewerb "YES!"

Neue Chancen für die Macher von morgen

Der „Young Economic Summit“ ist einer der größten deutschen Schulwettbewerbe, bei dem Schüler gemeinsam mit Forschern Visionen für Wirtschaft und Gesellschaft ausarbeiten. Das besondere: Welche Idee am besten ist, bestimmt keine Jury, sondern die Schüler selbst. Für 2019 können nun erstmals Schulen aus ganz Deutschland antreten Wer soll die Zukunft gestalten, wenn nicht diejenigen, die in ihr leben werden? Beim „Young Economic Summit“-Wettbewerb (YES) wetteifern Zehnt- bis Zwölftklässer um die besten Ideen für eine gute Zukunft. Schülerinnen und Schüler aus dem ganzen Land entwickeln Lösungen für gesellschaftliche, ökologische und ökonomische Probleme. Jedem Team stehen dabei Forscher von Universitäten und Instituten zur Seite, mit denen die Schüler gemeinsam ihre Konzepte ausarbeiten. „Von Anfang an gibt es einen Austausch zwischen den Wissenschaftlern und den Forschern der nächsten Generation“, erzählt Laura Bickel vom Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft, das den Wettbewerb zusammen mit der Joachim-Herz-Stiftung organisiert. „Beide Seiten profitieren davon: die Schüler bekommen Einblick in Forschungsarbeit und Zusammenhänge, und die Wissenschaftler neue Denkimpulse. Junge Menschen haben nämlich ganz andere Ideen als eingefleischte Wissenschaftler.“ Schüler und Forscher tauschen sich auf Augenhöhe aus Die Themen der Projekte sind …

#WirGestaltenSchule

Bildungsgerechtigkeit als Fokus von Schulentwicklung

Was muss passieren um ein innovatives Schulentwicklungskonzept, das auf herkunftsunabhängige Bildung zielt, erfolgreich umzusetzen? Das Pilotprojekt #WirGestaltenSchule in Ludwigshafen setzt dazu auf die Stärken aller Beteiligen Was muss passieren um ein innovatives Schulentwicklungskonzept, das auf herkunftsunabhängige Bildung zielt, erfolgreich umzusetzen? Diese Frage wurde von Education Y und der BASF auf dem EduAction Bildungsgipfel 2018 aufgeworfen und zusammen mit Prof. Dr. Willy Schley diskutiert. Unsere Antwort darauf ist eindeutig, aber nicht einfach: Gemeinsam, durch partnerschaftliche Zusammenarbeit auf verschiedenen Ebenen. Und indem alle Partner an einem Strang ziehen und dabei ihre ganz spezifischen Kompetenzen und Ressourcen in die Waagschale werfen. Bezogen auf unser Pilotprojekt sind es natürlich an vorderster Front die beiden Realschulen plus in Ludwigshafen, konkret die Grund- und Realschule plus Friesenheim sowie die Realschule plus am Ebertpark, mit ihren Schulleitungen und Kollegien, die viel Mut, Engagement und die Kenntnis des Schulalltags in das Projekt einbringen. Die Stadt Ludwigshafen als Schulträger und die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion Rheinland-Pfalz (ADD) sind im Boot, weil sie unterstützende Rahmenbedingungen und den Wissenstransfer über die Pilotschulen hinaus gewährleisten können. Und schließlich …

Filmdoku Augenhöhe

Nicht nur in der Schule, sondern ein Teil der Schule

Der dritte Teil der Dokumentationsreihe „Augenhöhe“ zeigt, wie Bildung im 21. Jahrhundert gelingen kann. Die Macher haben acht Schulen in Deutschland besucht, an denen mutige Lehrer gemeinsam mit den Schülern neue Bildungskonzepte erproben. Finanziert wurde das Filmprojekt per Crowdfunding Was braucht es, damit unsere Kinder selbstbestimmt und eigenverantwortlich lernen? Das haben sich die Filmemacher von Augenhöhe gefragt. Und auch diesmal sind sie fündig geworden. Anhand von acht Schulen in Deutschland zeigt der dritte Teil der Dokureihe, wo und wie alternative Bildungskonzepte schon jetzt Früchte tragen. Von jahrgangsübergreifendem Unterricht, über neue Fächerkombinationen bis zu gemeinsamen Schüler-Lehrer-Projekten: die vorgestellten Ideen sind vielfältig, und sie funktionieren. Schüler dürfen mitentscheiden „Ich fühle mich nicht wie in der Schule, ich fühle mich als wär ich Teil der Schule“, fasst ein Schüler der Drachenschule Odenwald seine Empfindungen zusammen. Die im Film gezeigten Schulen lassen ihre Schüler mitentscheiden, egal ob es um den Zielort der Studienfahrt, das Thema der Projektwoche oder gar den heutigen Unterrichtsstoff geht. Mit neuen Fächern werden zudem Aspekte wie Nachhaltigkeit und Teamgeist mit in den Lehrplan integriert. Und …

Lara–Luna Ehrenschneider

„Ich wünsche mir, dass sich die Schule an die Schüler anpasst“

Lehrer, Professoren, Experten – viele melden sich beim Thema Bildung zu Wort. Aber hört überhaupt jemand, was die Kinder zu sagen haben? Bei Lara-Luna Ehrenschneider, Alma de Zárate und Jamila Tressel hört man seit einiger Zeit tatsächlich zu. Die drei, bis vor kurzem noch Schülerinnen der Evangelischen Schule Berlin Zentrum, kritisieren die Schule aus Sicht der Kinder. Darüber haben sie nicht nur ein Buch geschrieben („Wie wir Schule machen“), sondern geben sogar erfolgreich Fortbildungen für Lehrer und Manager. Beim EduAction-Bildungsgipfel wurden sie nun für ihr Engagement und ihre Ideen ausgezeichnet. Im Interview erklärt Lara–Luna Ehrenschneider, was im Unterricht schief läuft, wie sie sich Schule vorstellt und warum die Zukunft den Querdenkern gehört Erst einmal herzlichen Glückwunsch zum EduAction-Award! Seit eurem Buch sind vier Jahre vergangen, seid ihr eigentlich noch Schülerinnen? Nur teilweise. Jamila macht gerade ihr Abi, Alma hat dieses Jahr die Schule abgeschlossen und ich studiere mittlerweile im zweiten Semester Philosophie, Kulturreflexion und Kulturelle Praxis an der Universität Witten/Herdecke. In eurem Buch habt ihr viel über eure Schule erzählt, der Evangelischen Schule Berlin Zentrum (ESBZ). Es scheint, …

Interview mit Peter Paulus

„Kompetenzen entwickeln ist gesünder als Bulimie-Lernen“

Prof. Dr. Peter Paulus ist Experte für Gesundheitswissenschaften und Prävention sowie Impulsgeber beim EduAction Bildungsgipfel 2018. Im Kurz-Interview erklärt er, wie wir verhindern können, dass der Druck beim Lernen die Gesundheit schädigt, und warum das Entwickeln von Kompetenzen gesünder ist, als das bloße Auswendiglernen von Fachwissen Herr Professor Paulus, die Zeiten des militärischen Drills in der Schule sind eigentlich vorbei. Trotzdem hat man den Eindruck, der Druck beim Lernen nähme heute wieder zu. Stimmt das? Militärischen Drill gibt es sicher nicht mehr, aber der Druck, Leistung zu erbringen nimmt zu. Die Kinder und Jugendlichen verspüren nicht erst in der Schule, dass gute Leistungen zu erbringen, ein absolutes Muss ist, um nicht verloren zu gehen. Erschöpfungssyndrome, die inzwischen vielfach belegt sind, spiegeln diesen Druck im Leib-Seele-System der Kinder und Jugendlichen. Statt Leistung zu fordern, wäre es deshalb in der Schule notwendig, Freude an der Leistung zu fördern. Müsste die Schule nicht einer der zentralen Akteure sein, wenn es darum geht, Gesundheitskompetenz zu vermitteln? Auf jeden Fall. An welchem anderen Ort können Kinder und Jugendliche grundlegend wichtig Gesundheitskompetenzen erwerben als …

Weekendschool Deutschland

Endlich ein Ziel vor Augen

Noch immer gelingt nur wenigen Kindern aus sozial schwachen Familien in Deutschland der soziale Aufstieg durch Bildung. Ein wichtiger Grund: Erfolg braucht Motivation, und Motivation braucht ein konkretes Ziel. Die Hamburger Weekendschool will diesen Kindern die volle Bandbreite der eigenen Möglichkeiten zeigen und so Pessimismus und Perspektivlosigkeit bekämpfen Chancengleichheit in der Bildung ist in Deutschland noch immer mehr Ideal als Wirklichkeit. Immer wieder bestätigen Studien, wie stark die soziale Herkunft eines Menschen seine Bildungslaufbahn beeinflusst. So schließen beispielsweise mehr als die Hälfte aller Kinder von Akademikern erfolgreich ein Studium ab, während dies nur jedem zehnten Kind von Hauptschulabsolventen gelingt.  Ein wichtiger Grund für diese Unterschiede: Erfolg braucht Motivation und Motivation braucht ein konkretes Ziel. Hier spielt das soziale Umfeld eine große Rolle, weil Kinder sich häufig an den Erwachsenen im Bekanntenkreis oder der eigenen Familie orientieren. Wer mit einem sozial schwachen Hintergrund aufwächst, findet allerdings häufig nur ein sehr eingeschränktes Spektrum an Vorbildern im persönlichen Umfeld. Auf diesem Weg werden Perspektivlosigkeit und Pessimismus bezüglich der eigenen Bildungschancen von Generation zu Generation weitergegeben. Politiker, Astronaut oder Elektriker? Die …

Interview mit Gerald Hüther

„Heranwachsende brauchen Erfahrungen, die ihnen deutlich machen, wie wertvoll sie sind“

Prof. Dr. Gerald Hüther ist einer der bekanntesten deutschen Neurologen, seine Bücher zum Schulsystem sind Bestseller. Beim EduAction Bildungsgipfel 2018 wird er über Würde sprechen: Was bedeutet Würde im Zeitalter der Digitalisierung? Wie lässt sich die Menschenwürde wirksam schützen und entwickeln? Wir haben vorab drei Fragen dazu gestellt 1. Herr Professor Hüther, wie lässt sich Würde aus der Sicht der Hirnforschung beschreiben? Würde ist ja zunächst nur ein Begriff. Den haben Menschen entwickelt, um das auszudrücken, was unser eigentliches Menschsein ausmacht. Die Verfasser des Grundgesetzes sind davon ausgegangen, dass jedem Menschen eine eigene Würde innewohnt, die ihm vom Schöpfergott verliehen worden ist und die deshalb unantastbar ist. Das hat zunächst nichts mit Neurobiologie, sondern eher mit einem gesellschaftlichen Konsens zu tun, auf den man sich einigen oder an den man glauben kann. Anders ist es allerdings mit der Vorstellung oder dem Bewusstsein seiner eigenen Würde. Das ist nicht gottgegeben oder in den Genen angelegt, das kann ein Mensch nur im Lauf seines Lebens selbst herausbilden und zu einem zentralen Aspekt seines jeweiligen Selbstbildes machen. Und diese individuelle …