Das Merkzeichen B im Schwerbehindertenausweis erlaubt es Menschen mit Behinderung, auf Zugfahrten oder zu Veranstaltungen eine kostenlose oder ermäßigte Begleitperson mitzunehmen. Companion2Go bringt Menschen mit und ohne Behinderung mit gleichen Interessen zusammen, um so gemeinsam Barrieren zu überwinden

Gemeinsam von den Vergünstigungen für Menschen mit Behinderung profitieren und so Hürden überwinden das ist das Ziel von Companion2Go. Die Plattform soll ab Sommer mithilfe einer App und Homepage Menschen mit und ohne Behinderung zusammenführen, um gemeinsame Vorhaben zu unternehmen. „Durch gemeinsame Unternehmungen sollen nicht nur physische Barrieren, sondern auch Denkbarrieren überwunden werden“, sagt Gründer Zacharias Wittmann.

Tickets für die besten Plätze, vergünstigte Reisen und vieles mehr: Diese Dinge stehen Menschen mit Behinderungen oft zur Verfügung. Eine Begleitperson kann dabei meist umsonst mitgenommen werden, um leichte Unterstützungsarbeiten zu leisten. Leider findet sich nicht immer ein Bekannter, der einen zum Beispiel unter der Woche auf eine Reise von Köln nach Berlin begleiten kann. Dabei gibt es genug Menschen, die eh gerade von Köln nach Berlin wollen. Warum sich also nicht zusammenfinden für eine besondere Form der Fahrgemeinschaft?

Plus Eins

„Es geht bei Companion2Go darum, dass man gemeinsam Barrieren überwindet – zum Beispiel ein paar Stufen – aber gleichzeitig geht es auch darum, Berührungsängste abzubauen und Bewusstsein zu schaffen“, sagt Wittmann. Dank der Vergünstigungen können Menschen mit Schwerbehindertenausweis und ihre Begleiter so nebenbei auch noch richtig viel sparen. Das funktioniert nicht nur auf Zug- oder Busfahrten, wo die kostenlose Begleitperson gesetzlich vorgeschrieben ist sondern auch zum Beispiel in Museen, Kinos, Zoos, auf Veranstaltungen oder Konzerten.

Unabhängigkeit von Freunden und Familie

Zacharias Wittmann, der selbst im Rollstuhl sitzt und früher Rollstuhlbasketball gespielt hat, hatte die Idee zu Companion2Go aufgrund seiner eigenen alltäglichen Erfahrungen: „Ich bin im Allgäu aufgewachsen und musste für Sportveranstaltungen oft reisen zum Beispiel nach Hannover. Da hat sich nicht immer jemand aus meiner Familie oder dem Freundeskreis gefunden, der so eine lange Reise mit mir antreten will, um dann das ganze Wochenende in der Halle zu sitzen.“ Also ist er alleine gereist und dabei auf viele Barrieren gestoßen.

„Zunächst war ich mit der Idee alleine“, erzählt Wittmann. Aber dann hat er im Studentenwohnheim seinen späteren Mitgründer Marten Welschbach kennengelernt und die beiden bewarben sich mit dem Konzept für das Social Impact Lab Frankfurt. Hier sitzen sie nun seit September 2016 neben vielen anderen SocialStart-ups und bekommen ganzheitliche Unterstützung beim Entwicklungsprozess. 2017 wurde das Start-up mit dem Special Impact Award ausgezeichnet und konnte so die Entwicklung einer App und der Homepage finanzieren.

Begegnungen auf Augenhöhe

Bei Companion2Go sollen sich Menschen mit Behinderungen und Begleitpersonen finden. Eine spezielle Ausbildungen oder Vorkenntnisse braucht man dafür nicht. Die meisten benötigten Hilfeleistungen sind ganz simpel: „Mal eine Stufe hochhelfen, das Gepäck tragen oder eben im Fussballstadion ein Bier holen“, erklärt Wittmann, der sein Unternehmen klar von professionellen Vermittlungsangeboten für Begleitpersonen abgrenzt. „Wir wollen Begegnungen auf Augenhöhe schaffen. Es geht bei Companion2Go vorrangig darum, dass Menschen das gleiche Reiseziel haben oder Fans von der gleichen Band sind.“

So funktioniert das Matching

Die Homepage von Companion2Go befindet sich derzeit in der Testphase, die Gründer sammeln nun Feedback, um im Sommer mit einem optimierten Produkt in den Markt zu starten. Dann sollen sich deutschlandweit Menschen mit und ohne Behinderung über die Homepage und App für gemeinsame Unternehmungen verabreden können.

Beide Parteien können Angebote erstellen, zum Beispiel die Fahrt von Köln nach Berlin oder ein Konzert. Andere können sich nun durch diese Angebote klicken und schauen, ob für sie etwas Interessantes dabei ist. Wenn sich zwei gefunden haben, die zusammen nach Berlin fahren wollen, teilen sie sich ganz einfach die Kosten (meistens zahlt der Mensch mit Behinderung den vollen oder einen reduzierten Preis und die Begleitperson fährt umsonst mit) und treten ihre gemeinsame Reise an.

Nutzerprofile, auf denen Foto, ein kurzer Steckbrief und eventuell die benötigte Unterstützung angegeben werden, sollen dann dabei helfen, Vertrauen schon vor dem Treffen aufzubauen. Dabei sollen auch Bewertungen helfen, die die Nutzer gegenseitig nach einer gemeinsamen Unternehmung abgeben.

Erste erfolgreiche Vermittlungen

Das Start-up konnte bereits die ersten Menschen für gemeinsame Unternehmungen zusammenbringen. Das Feedback ist weitestgehend positiv. „Wir haben zum Beispiel von einer Nutzerin gehört, dass sie schon seit Jahren auf so etwas gewartet hat, weil sie einfach unabhängig von Freunden und Familie Sachen unternehmen und regelmäßig auf Veranstaltungen gehen möchte.“, erzählt Gründer Wittmann.

In der Testphase können sich Menschen über die Website in Hessen für ihre Vorhaben zusammenfinden. Ab Sommer wird dann auch die App erhältlich sein und die Matches der besonderen Art in ganz Deutschland ermöglichen.