Normalerweise heißt es ja: Jeden Tag eine gute Tat. Bei Nightbank ist es wohl eher mit jeder Nacht. Denn mit normalen Übernachtungen in privaten Unterkünften kann man über die Plattform soziale und ökologische Projekte unterstützen
Nichts am eigenen Konsum ändern und trotzdem Gutes tun – immer mehr Social-Start-ups erkennen, dass es durchaus leichter sein kann, bestehende Geldströme anzuzapfen, statt komplett neue zu schaffen. Die Verbraucher zahlen meist nicht mehr, bekommen die gleiche Leistung und tun nebenbei noch etwas Gutes. Das haben auch Michael Hoffmann und das Team von Nightbank erkannt.
Wie Hoffmann selbst sagt, kombiniert das Start-up dafür verschiedenste Aspekte: „Es ist eine Mischung aus Tech-Start-up und Entwicklungshilfeorganisation, aus Crowdfunding und Gastfreundschafts-Plattform.“ Etwas plastischer gesprochen: eine Kombination aus Airbnb und Kickstarter.
Das Konzept von Nightbank ist dementsprechend auch recht schnell erklärt: Über die Plattform kann man Übernachtungen in privaten Unterkünften buchen. Ein Teil der Einnahmen fließt dann an soziale und ökologische Projekte auf der ganzen Welt.
Dafür hat das Team um Hoffmann vor etwas mehr als einem Jahr die Plattform komplett neu entwickelt. Wer will, stellt auf Nightbank einen Schlafplatz zur Verfügung und wählt den Preis, den die Gäste zahlen sollen, auch selbst. Diese Gastgeber nennen sich dann „Spacer“: „Welches Projekt unterstützt wird und wie viel Prozent der Einnahmen dorthin fließen, entscheiden die Spacer auch komplett selbst, mindestens 50 Prozent müssen es aber sein.“ Schließlich gehe es vorrangig um die Finanzierung sozialer und ökologischer Initiativen, nicht ums Geldverdienen. Das unterscheide Nightbank auch von anderen Plattformen wie Airbnb, so Hoffmann.
„Wir glauben, dass unser Klientel sich nicht auf den anderen Plattformen bewegt. Nightbank hat einen anderen Charakter, den es so noch nicht gab. Deswegen haben wir das auch komplett selbst gebaut und nicht nur eine Kooperation mit bestehenden Anbietern gesucht.“
Nightbank ist von Beginn an global aufgestellt
Die Idee entstand aus Hoffmanns Engagement in Nepal nach dem Erdbeben 2015: Der Ethnologe hatte jahrelang in der Region geforscht und die Direct Action Relief Group gegründet, die Spenden für Wiederaufbauprojekte gesammelt hat. Dabei stellte er sich die Frage, wie solche Initiativen auch langfristig unterstützt werden könnten. Von da war es nicht mehr weit bis zum Konzept von Nightbank.
Derzeit ist die Nightbank-Community noch relativ überschaubar, mit etwa 20 Unterkünften und vier Projekten, die unterstützt werden können. Das Potenzial der Plattform lässt sich aber nicht leugnen: Zum einen zählt Nightbank zu den jüngsten „Kultur- und Kreativpiloten“ der Bundesregierung. Außerdem ist das Team seit Mai Stipendiat im Social Impact Lab Leipzig, wo sie Coachings zu rechtlichen Themen und Hilfe beim Aufbau des Geschäftsmodells bekommen.
Außerdem ist Nightbank bereits seit dem Start klar global aufgestellt. Das geht schon beim Team los: Hoffmann selbst sitzt in Berlin, der Programmierer in Leipzig, eine Projektleiterin in Nairobi, eine Kollegin für Content und Social Media in Athen und der Designer in Kanada.
Aber auch die Unterkünfte sind schon jetzt auf der ganzen Welt verteilt, von Deutschland über Griechenland bis Nepal und Kenia. Für Hoffmann ist gerade das auch einer der spannendsten Aspekte, die sich langfristig herausbilden: „Das Konzept ermöglicht völlig neue Geldströme.“ Theoretisch könnte jemand aus Nigeria, der Urlaub in Japan macht, mit einer Übernachtung über Nightbank ein Projekt in Venezuela unterstützen.
Bis dahin muss die Plattform allerdings noch etwas wachsen. Das will das Team über klassisches Marketing erreichen, aber auch ausgefallenere Ansätze: „Wir sind derzeit mit Konzertveranstaltern im Gespräch. So könnten Künstler beispielsweise dazu aufrufen, Spacer bei uns zu werden – um so gezielt ein bestimmtes Projekt zu unterstützen und gleichzeitig für Unterkünfte für ihre Fans zu sorgen.“