Norbert Kunz ist Gründer von „Social Impact“ und damit einer der wichtigsten Förderer von Sozialunternehmern in Deutschland. Im letzten Jahr hat er mit Gabriela Spangenberg außerdem das Projekt „Baut Eure Zukunft“ gestartet, bei dem Schüler viel Eigeninitiative sowie Design Thinking grundlegende Kompetenzen entwickeln sollen. Im Interview erklärt er, warum Design Thinking für diesen Ansatz so wichtig ist, und was wir in Zukunft noch von dem Projekt erwarten können
Bei dem Projekt „Baut Eure Zukunft“ laden Schüler ihre Materialien selbst herunter und müssen anschließend mit Hilfe von Design Thinking eigene Lösungen für bestimmte Herausforderungen finden. Warum ist Design Thinking dabei so wichtig?
Design Thinking ermöglicht es, in kurzer Zeit ein Problem zu verstehen, kreative Lösungsideen zu diesem Problem zu entwickeln und die wichtigsten Umsetzungsschritte sofort anzugehen. Die zentrale Erfahrung für die Jugendlichen und die begleitenden Personen im Projekt Baut Eure Zukunft besteht darin, dass wir Probleme im Team unkonventionell und schnell lösen können. Die Teilnehmenden, aber auch wir Initiatoren, lernen mit viel Freude, wie wir Herausforderungen wie Zukunftsangst, Mobbing, Gewalt, Armut oder die Erreichung der 17 Global Goals gemeinsam meistern können. Baut Eure Zukunft liefert mit den Gratis-Toolboxen hierzu multimediale, leicht verständliche und sehr effektive Werkzeuge.
Wie viele Schüler haben sich bis jetzt die Unterlagen heruntergeladen und Ergebnisse eingereicht?
Insgesamt wurden die Toolboxen zwischen Oktober 2017 und Juli 2018 knapp 1300 Mal heruntergeladen, darunter sind etwa 180 Downloads durch Schüler*innen. Anschließend haben 46 Schüler*innenteams ihre beeindruckenden Arbeitsergebnisse auf unserer Website baut-eure-zukunft.euhochgeladen. Sieben Teams haben anschließend am Bundesfinale von Baut Eure Zukunft in Berlin teilgenommen. Dies beweist, dass es vielen Lerner*innen nicht egal ist, was sie in der Schule oder Sozial- und Jugendarbeit tun und lernen sollen. Sie nehmen ihr Schicksal selbst in die Hand und genau das wollen wir fördern. Durch unsere Unterstützung werden die Jugendlichen zu Partner*innen in Lehr-Lern-Prozessen. Sie werden in ihrer wichtigen Rolle zur Gestaltung der Gesellschaft bestärkt und machen die immens wichtige Erfahrung von Selbstwirksamkeit. Und auch die Lehrkräfte werden entlastet und erfahren sich selbst als aktiven Teil einer Schule oder Jugendeinrichtung, die ihren Beitrag zu einer besseren Gesellschaft leistet.
Könnte ein Ansatz wie eurer in 10 oder 20 Jahren standardmäßig im deutschen Schulunterricht eingesetzt werden?
De facto wird Design Thinking in Schulen und Jugendeinrichtungen von Tag zu Tag präsenter. Hierfür setzt sich das Baut Eure Zukunft Team neben anderen Akteuren täglich ein. Wir unterstützen Schüler*innen, Lehrkräfte und Sozialarbeiter beim Einsatz der Design Thinking-Toolboxen und stehen in Kontakt mit wichtigen Vertreter*innen des Bildungssystems. Darüber hinaus kooperieren wir mit kleineren Initiativen und Social Startups, die sich diesem Auftrag verschrieben haben. Das föderale System und die Überlastung der vielen Kolleg*innen und Partner*innen im Bildungssystem macht die Mission nicht einfach. Das Baut Eure Zukunft Team sieht sich allerdings als Teil einer innovativen Bildungsbewegung, die wohl nicht mehr aufzuhalten ist. Wer täglich Nachrichten hört und sieht, der weiß, wie wichtig und dringend Problemlösungen im Bereich Umwelt, Soziales und Wirtschaft sind. Mit unserem Design Thinking Ansatz sorgen wir pädagogisch und didaktisch für einen wichtigen Impuls, der vielleicht ja sogar schon in fünf Jahren im deutschen Bildungssystem verankert sein wird. Davon sind wir überzeugt.
Norbert Kunz ist Impulsgeber beim EduAction Bildungsgipfel 2018 und wird dort auch über „Baut Eure Zukunft“ sprechen. Tickets für die Veranstaltung sowie weitere Infos gibt es hier.